Galla Stambuk leitet den Familienservice des Kita-Netzwerks globegarden. Sie hat immer ein offenes Ohr für Fragen und Sorgen der Familien, deren Kinder in einer der über 70 Kitas in der deutschsprachigen Schweiz betreut werden. Als Mutter von zwei Kindern versteht sie deren Anliegen besonders gut.
Galla ist ein fröhlicher, offener Mensch. Dass sie ihren Job liebt, merkt man sofort daran, mit wie viel Begeisterung sie über ihn spricht. Das Mama-Sein mit ihrer persönlichen Karriere zu vereinbaren, hat sie zu Beginn aber als herausfordernd erlebt. Als ihre Tochter zur Welt kam, war sie in einer leitenden Position in einem Logistik-Unternehmen tätig. «Das hiess vor allem: viel Verantwortung, viel Einsatz, lange Tage, auch mal spätabends oder am Wochenende einsatzbereit zu sein», erinnert sie sich. Sie merkte schnell, dass das zusätzlich zu der Verantwortung, die sie jetzt für ihre Tochter hatte, sehr viel wurde. Als später ihr Sohn zur Welt kam, entschied sie sich vorerst für eine berufliche Auszeit: «Zu dem Zeitpunkt war die Herausforderung, beides zu vereinbaren, einfach zu gross.» Nach einem Jahr bemerkte sie, dass sie wieder Lust auf Veränderung hatte. «Ich wollte eigentlich wieder zurück in den Beruf. Und zeitgleich habe ich auch gemerkt, dass meinem Sohn die Kita guttun würde. Dort haben Kids einfach ganz andere Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Die Kita bietet ihnen vieles, was die Eltern daheim gar nicht anbieten können, wie zum Beispiel die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen und dadurch auch die Herausbildung der ersten sozialen Kompetenzen. Und vor allem abwechslungsreiche Tage», sagt Galla.
Durch die Gotte zum Traumjob
Sich neu aufzustellen war aber leichter gesagt als getan. Für Galla stand fest, dass sie mindestens mit einem Pensum von 60 oder 80 Prozent in den Beruf zurückkehren wollte, um sich auch karrieretechnisch weiterzuentwickeln. Dem gegenüber standen die hohen Betreuungskosten für die Kita. «Da fragt man sich doch unweigerlich, ob das im Verhältnis steht», resümiert sie. Eine Berufstätigkeit in Teilzeit kam für sie aber nicht in Frage. Abhilfe schaffte schliesslich die Idee ihrer besten Freundin, die auch die Gotte von Gallas beiden Kindern ist. Die zwei hatten sich im vorherigen Job kennengelernt, und ihre Freundin arbeitete inzwischen bei globegarden. «Sie schlug mir vor, dass ich doch einfach dort arbeiten solle, und so ist es denn auch gekommen», lacht Galla.
Ein Platz für Familie und Karriere
Zu Beginn war sie in Bezug auf ihre beruflichen Ambitionen noch zurückhaltend: «Ich war sehr glücklich, dass meine Kinder tagsüber in den globegarden-Kitas betreut wurden und ich Zeit für meinen Job hatte. Ich hatte mir trotzdem vorgenommen, es erst einmal langsam angehen zu lassen.» Unverständnis hat sie hierfür nie gespürt. Stattdessen gab ihr die direkte Kommunikation mit den Gründerinnen immer ein gutes Gefühl. Dann kam es aber doch etwas anders als geplant, wie sich Galla schmunzelnd erinnert: «Eigentlich kam ich aus einer Leitungsposition und wusste, was das an zusätzlicher Verantwortung bedeutet. Ich hatte mir geschworen, erst einmal einen ganz normalen Job zu machen. Aber nach einem Jahr boten mir die Gründerinnen an, die Leitung des Familienservices zu übernehmen. Da konnte und wollte ich gar nicht mehr ablehnen!»
Starke Teamarbeit
Heute gehen ihre Kinder bereits in die Schule – und Galla könnte sich ein Leben ohne ihren Job gar nicht mehr vorstellen. «Ich bin einfach noch nie so gerne zur Arbeit gegangen. Wir haben ein tolles Team, mit dem wir auf Familien und die Kinder eingehen können. Ich darf mit so vielen tollen Frauen zusammenarbeiten. Ich werde gehört und wertgeschätzt. Das gibt mir etwas, was ich im Job so vorher noch nie erlebt habe.» Aber auch heute noch ist die Betreuung ein Thema für sie. Während die Kitas nur an wenigen Tagen im Jahr geschlossen hatten, sind die Schulferien inzwischen wieder eine Herausforderung. Hier hilft ihr das flexible Arbeitsumfeld dabei, sich gut zu organisieren und trotzdem für ihre Kinder da zu sein.
«Wir denken für Familien»
Gemeinsam etwas für Familien in der Schweiz zu bewegen, treibt Galla täglich an. Schade findet sie, dass als Folge der Pandemie teilweise die alten Rollenbilder von Mann und Frau wieder stärker wirken. «Davon sollte man doch eigentlich wegkommen», sagt sie. Dass die globegarden-Gründerinnen selbst Mütter sind und zeigen, dass Familie und Beruf gut zu vereinbaren sind, ist für sie ein weiterer wichtiger Aspekt ihres Arbeitsumfeldes. «Alle Mütter, die gut ausgebildet sind, sollten doch heute die Möglichkeit haben, nach der Geburt wieder in ihren Job zurückzukehren und nicht aufgrund äusserer Einflüsse wie den Betreuungskosten oder den verfügbaren Betreuungsplätzen zuhause bleiben müssen», stellt sie energisch fest.
Vermisst sie manchmal etwas? «Was mir manchmal fehlt ist die gesellschaftliche und politische Wertschätzung für die gesamte Branche. Hier arbeiten so viele grossartige Menschen und setzen sich jeden Tag für die Familien in der Schweiz ein – ich finde, das geht manchmal etwas unter. Dabei ist es so wichtig für die Familien und die ganze Gesellschaft!»
«Die Kita bietet Kindern vieles, was die Eltern daheim gar nicht anbieten können, wie zum Beispiel die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen und dadurch auch die Herausbildung der ersten sozialen Kompetenzen. Und vor allem abwechslungsreiche Tage.»