Judit Kelemen ist pädagogische Leiterin bei globegarden Lilienthal. Sie ist schon viele Jahre bei der Kita-Trägerschaft tätig. Ihre beiden Kinder kennen und mögen den Job ihrer Mutter. Das beste Erlebnis für sie: Wenn sie mitkommen und ihrer Mama helfen dürfen. Judits Rat an alle werdenden Eltern: Habt Geduld, die Reise lohnt sich!
Du arbeitest Vollzeit und hast zwei Kinder. Wie erlebst Du die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
In den ersten vier bis fünf Jahren erfordert es wirklich viel Disziplin, Mühe und Anstrengung, beidem gerecht zu werden. Flexibilität und Geduld haben mir immer sehr geholfen. Als Elternteil hast du plötzlich eine wichtige neue Verantwortung. Aber die bereichert dein Leben, motiviert dich und gibt gleichzeitig den Takt deines Alltags vor. Je älter die Kinder wurden, desto einfacher hatte ich es, mich wieder komplett auf meinen Job zu konzentrieren. Wenn ich Eltern sehe, die gerade Nachwuchs bekommen haben, fühle ich immer mit ihnen. Ich habe grössten Respekt vor jedem und jeder, die die Herausforderung annimmt, Beruf und Familie zu vereinen. Lasst Euch nicht entmutigen: Der Start kann holprig sein, aber das ist es wert!
Gibt es Dinge, die Du als besonders herausfordernd erlebt hast?
Das Hormon-Chaos nach der Geburt ist auf jeden Fall nicht zu unterschätzen. Hinzu kommt, dass man zu Beginn sehr wenig Schlaf bekommt und auch nur ein Minimum an Zeit für sich selbst hat. Ganz allgemein stört mich aber auch, dass jeder in deinem Umfeld Erwartungen an dich als Mutter stellt. Man braucht ein gutes Selbstbewusstsein, um sein Ding durchziehen zu können und den Mut zu haben auch mal klar zu sagen «Ich mache das jetzt so, wie ich es für richtig halte. Dann gibt es auch noch die generellen gesellschaftlichen Erwartungen an Mütter. Entweder sie sehen es kritisch, dass du als Mama überhaupt arbeitest, oder man erwartet von dir, wie eine Überfliegerin alles mit links zu erledigen. Ein bisschen mehr Akzeptanz für weniger Perfektion wäre schön.
Wie wichtig sind Euch als Familie gute Betreuungslösungen?
Kinder sind der grösste Schatz ihrer Eltern. Und dieser Schatz braucht den besten Platz, den es gibt, wenn die Eltern zur Arbeit gehen. Ein Kind aufzuziehen, erfordert von den Eltern viel Zeit und Energie. Eine Kinderbetreuung zu haben, die die Entwicklung des Kindes unterstützt und Mutter und Vater Aufgaben abnimmt, ist das ein wichtiger Beitrag. Gute Kinderbetreuung ist ein Investment in die Zukunft des Kindes, das es im besten Fall für den Rest seines Lebens prägt. Meine Kinder lieben die Kita. Sie kommen sogar gerne mit mir zur Arbeit. Am «Tag der offenen Tür» waren sie mit in der Kita, haben mich unterstützt und hatten einen grossartigen Tag. Ich schätze es sehr, dass sie sich hier so wohlfühlen und meinen Job als Teil unseres Familienlebens sehen.
Wie wichtig ist das persönliche Umfeld für arbeitende Mütter?
Aus meiner Sicht ist das einer der entscheidenden Faktoren. Du brauchst einen Partner, der dich unterstützt. Alleine schafft das niemand. Ich liebe meinen Job und habe mich sehr gefreut, nach der Geburt zurückzukommen. Meine Grossmutter hat mir in der Zeit zuhause geholfen. Sonst wäre das für mich nicht so problemlos möglich gewesen. Ich empfehle sowieso jedem, die ältere Generation in die Erziehung und das Heranwachsen von Kindern zu involvieren. Es ist nicht nur eine Entlastung, sondern bereichernd für alle. Das erste Jahr nach der Geburt war mein schwierigstes. Aber es ging auch sehr schnell um. Man hatte wenig Zeit, sich Gedanken zu machen, weil man immer beschäftigt war.
«Ich habe grössten Respekt vor jedem und jeder, die die Herausforderung annimmt, Beruf und Familie zu vereinen. Lasst Euch nicht entmutigen: Der Start kann holprig sein, aber das ist es wert!»