Ich bin glücklich als Mutter und Berufsfrau
Die Kleinkinderpädagogin Andrea Laura Hebib über die Entwicklung der Kinderbetreuung in der Schweiz, ihren anspruchsvollen Beruf und warum sie globegarden als idealen Arbeitgeber auch für Mütter sieht.
Frau Hebib, Sie arbeiten als Gebietsleiterin in einer Vollzeit-Kaderfunktion beim Kita-Netzwerk globegarden. In dieser Funktion sind Sie für sieben Kitas und rund 65 Mitarbeitende in der Stadt und im Kanton Zürich zuständig. Sie sind aber auch Mutter von drei Kindern, das Jüngste ist noch im Primarschulalter. Das klingt nach sehr langen Tagen.
Die Tage sind lang, ja, aber ich empfinde das nicht als negativ. Wir haben uns sehr gut organisiert als Familie. Jeder hat im Alltag sein Ämtli, wir nehmen uns gemeinsam Zeit am Abend, und trotzdem hat jeder noch Zeit für sich.
Wie schafft man das?
Es hat viel mit der inneren Einstellung zu tun. Für mich als Mutter und Berufsfrau war es nie ein Thema, nicht zu arbeiten. Übrigens auch nicht für meinen Partner. Ich will für meine Kinder da sein, aber sie sollen mich auch so erleben, wie ich bin: Ich arbeite gerne und bin glücklich dabei. Sie hätten doch nichts davon, wenn ich frustriert oder gelangweilt wäre. Umgekehrt will ich, dass sie tagsüber liebevoll betreut werden, aber auch etwas lernen.
Stichwort Betreuung: Als Ihr erstes Kind zur Welt kam, war die Krippenlandschaft in der Schweiz noch nicht so bunt.
Genau. Das Angebot war dürftig, weite Teile der Gesellschaft betrachteten die Kinderbetreuung als Aufgabe der Frau. Wer als Mutter berufstätig bleiben wollte, hatte es schwer. Wenn Fremdbetreuung, dann eher durch Grosseltern oder Tagesmütter.
Das hat Sie aber nicht befriedigt.
Für mich ist wichtig, dass eine Kinderbetreuung immer auch mit Förderung und Bildung verbunden ist. Spielen ist ein ganz wichtiges Element. Aber es gehören auch andere Dinge dazu: Soziale Kompetenzen etwa, die man nur in einer Gruppe lernt, dann Sprachen, der Umgang mit Zahlen, Musizieren oder Basteln, um nur einige zu nennen. Das können Bildungskitas, wie sie globegarden betreibt, leisten.
Ist es auch das, was Eltern heute erwarten?
Eindeutig ja, unsere Eltern suchen sehr bewusst für ihr Kind ein Angebot, das eine umsorgende Betreuung kombiniert mit einer frühkindlichen Bildung von hoher Qualität. Nur eine Spiel-Kita wäre ihnen zu wenig. Wir bieten ihnen das mit unserem bilingualen Ansatz, unserem Bildungsprogramm für die frühe Kindheit, aber auch mit den vielen Aktivitäten, die jede Kita zusätzlich organisiert. Mir sagen Kindergärtnerinnen oft, man merke jeweils rasch, wer bei uns war – und wer nicht. Das freut mich.
Kinderbetreuung ist ein sehr verantwortungsvoller Beruf. Sie sind in einer anspruchsvollen Führungsfunktion, die Branche ist stark reguliert – und dann war da auch noch die Pandemie. Stossen Sie nicht ab und zu an Ihre Grenzen?
Natürlich, es wäre ja komisch, wenn nicht. Aber ich kann gut damit umgehen, weil ich sehr glücklich bin bei dem, was ich tue. Das gibt mir Ruhe und Gelassenheit auch in schwierigen Situationen. Und es strahlt positiv auch auf die Mitarbeitenden aus. Uns bei globegarden sind Wertschätzung, gegenseitige Unterstützung und eine kollegiale Atmosphäre sehr wichtig. Darum haben wir die Zusatzbelastung durch die Pandemie so gut meistern können.
Die drei Gründerinnen haben selbst Kinder. Spürt man das?
Ja, auch wenn ich es vergleiche mit Freundinnen, die bei anderen Unternehmen arbeiten. Bei uns gilt auch auf Ebene der Geschäftsleitung der Grundsatz «Das Kind geht vor», wenn es einmal eng wird in der eigenen Betreuungssituation. Solche Probleme werden flexibel und pragmatisch gelöst. Ich spüre auch nie den Druck, innerlich immer wieder zwischen Muttersein und Beruf entscheiden zu müssen. Das schätze ich sehr. Leider ist das vielerorts noch immer nicht selbstverständlich!
Artikel auf Annabelle, veröffentlicht: 08.06.2023